Die Geschichte der Stadt Kappeln
Die Stadt Kappeln liegt inmitten einer der schönsten Landschaften Schleswig-Holsteins an der Schlei und Ostsee. An einer schmalen Furt der Schlei entstanden in frühgeschichtlicher Zeit am hohen Ufer ein kleiner Fischerort und eine Kapelle, die dem Ort den Namen Kappeln gab. Das zeigt sich auch im Wappen der Stadt, die Heringe und der hl. Christophorus der Schutzheilige der Fährleute und Reisenden.
Die alten Zeugnisse von Kappeln lassen vermuten, dass Seefahrer dort die Kirche St. Nikolai gründeten. Sie kamen von See glücklich, durch die Sandbänke der Schleinehrung hindurch hier vor Kappeln in tieferes Wasser gelangt zu sein, geschützt durch aufsteigende Uferzonen. Dieser Ort war der erste sichere Hafen nach Gefahren der See auf dem Wege nach Haithabu. Dankbarkeit, ein aufatmendes Gott-sei-Dank, mag den Kirchenbau gefördert haben. Das war in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, als an den Handelswegen der Kaufleute und der Seefahrer viele Nikolaikirchen gegründet wurden. Bald darauf ging der Handel auf der Schlei zurück. Die Kauffahrteischiffe suchten nicht mehr den Weg nach Schleswig, sondern steuerten Lübeck an. Dies geschah nach Gründung der mächtigen Hanse.
Nach dem Abriss der alten Kirche wurde die Nikolaikirche im Barockstil 1789-1793 durch J. Adam Richter erbaut. Gefördert wurde sie durch eine Verfügung des Kammerherrn Hans Adolf v. Rumohr, Erbherr zu Roest, Patron zu Kappeln. Dieses Wahrzeichen wird als "Perle spätbarocker Backstein-Architektur" bezeichnet.
Über die Besiedlung in vorchristlicher Zeit ist dagegen kaum etwas bekannt. Kappeln wird jedoch bereits 1357 in einer lateinischen Urkunde erwähnt. Es geht dort um die Zurückgabe von Ländereien, die Otto Lembke, genannt Rammelkop, der Kirche zu Kappeln gestohlen hatte.
Über Erbauseinandersetzungen gelangte der Flecken Kappeln 1406 an das Domkapitel zu Schleswig. Es behielt ihn, bis es 1533 an Henneke von Rumohr zu Roest verkauft wurde. Dieser Gutsherr und seine Erben blieben bis 1797 Patron und Gerichtsherr über Kappeln. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Junge-Leute-Gilde von 1670, der "Türkengilde". Sie besteht auch noch heute genauso wie die "Männergilde" von 1651.
Der Landgraf Carl von Hessen kaufte 1797 den Flecken Kappeln und hob 1799 die Leibeigenschaft auf. Dadurch tritt auch am 19. Juli 1805 eine neue Gerichts- und Verwaltungsordnung in Kraft.
Nach den erfolgreichen Befreiungskriegen von Dänemark wurde am 1. September 1867 die preußische Ordnung eingeführt. Nach der Trennung von Justiz und Verwaltung durfte Kappeln am 7. März 1870 den Titel "Stadt" annehmen.
Ab 1. Januar 1974 schlossen sich die Gemeinden Kappeln, Kopperby und Mehlby nach dem Grenzänderungsvertrag zu einer Großgemeinde zusammen. Dadurch erhöhte sich die Einwohnerzahl auf ca. 10.000.
Um die Brückenfunktion zwischen Angeln und Schwansen herzustellen, wurde jahrhundertelang eine Fährverbindung aufrechterhalten. 1867 wurde eine Pontonbrücke errichtet, die 1927 von einer Drehbrücke abgelöst wurde. Im Dezember 2002 wurde eine neue Klappbrücke über die Schlei eingeweiht. Sie macht eine vierspurige Schleiüberquerung möglich. Damit gehören die endlosen Autoschlangen bei einer Brückenöffnung der Vergangenheit an. Im Volksmund heißt die Brücke jetzt schon "die Kappelner Autobahn".
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der letzte Heringszaun in der Schlei. Als Heringfangeinrichtung aus dem 15. Jahrhundert ist er immer noch in Betrieb. Alljährlich am Himmelfahrtstag steht der auf der Welt wohl einzigartige "Ellenberger Heringszaun" im Mittelpunkt der Heringswette, bei der geladene Gäste mit einem Wetteinsatz das Fangergebnis schätzen müssen. Der Gewinner wird für ein Jahr zum Heringskönig proklamiert. Ab Himmelfahrt für vier Tage wird dann das traditionelle Stadtfest "Kappelner Heringstage" gefeiert.
Für die geschrumpfte Fischereiflotte und die nicht mehr vorhandenen "Butterdampfer" nach Dänemark, mit ca. 1,3 Millionen Fahrgästen im Jahr, stand der Nordhafen zur Verfügung. Der Südhafen, der 1991 neu ausgebaut wurde, ist der Liegeplatz von Frachtschiffen. Er dient hauptsächlich zum Umschlag von Getreide und Düngemittel. Wassersportler finden immer einen Liegeplatz an der schönen Schlei, unter anderem seit 2005 im neu gebauten Gastliegerhafen der Stadt Kappeln mit 35 Liegeplätzen. Im Kappelner Museumshafen liegen über 20 liebevoll restaurierte Oldtimerschiffe am Steg.
Kappeln war eine Garnisonstadt. In den 30er Jahren wurde hier ein Stützpunkt für Kleinkampfverbände in Ellenberg gebaut. Danach stand auf dem Gelände die Marine-Waffen-Schule Lehrgruppe B von 1968. 2002 wurde sie auf Grund der Truppenreduzierung geschlossen. Mit dem Bau des Marinestützpunktes Olpenitz wurde 1959 begonnen. Dieser war mit über 2.500 Soldaten Deutschlands größter Marinehafen an der Ostsee. Auch dieser Stützpunkt wurde 2006 geschlossen. Zur Zeit wird dort eines der größten Feriengebiete Europas gebaut (Port Olpenitz).
Hans-Peter Wengel